30.11.2017
Von St. Louis /Senegal nach Banjul
Die letzte Etappe
COOL - WIR FAHREN NACH BANJUL
Teil 2
Wir nähern uns der Grenze! Auf guter Asphalt Straße.
Alles klappt wie am Schnürchen. Die Mitarbeiter der Dresden - Banjul - Organisation sind bereits seit Stunden vor Ort und helfen bei den Einreiseformalitäten. Heinz Borman, der DBO Chef, begutachtet schon aus seinem Blickwinkel heraus die ankommenden Rallye Autos. Da gibt es einige Schätzchen, die bei der Versteigerung viel Geld bringen könnten. Jetzt darf auf den letzten Kilometern nichts mehr passieren. Die Einreise nach Gambia ist geschafft, dank der tollen Vorarbeit der DBO Truppe mit dem Ausfüllen verschiedener Unterlagen für die Rallye Teilnehmer ging es sehr schnell. Die meisten Rallypiloten/innen mussten nur noch ein Formular unterschreiben. Was da genau stand wissen wir nicht, es kann auch sein, dass demnächst einige Dromedare nach Nordhausen geliefert werden. Wer weiß, was wir da unterschrieben haben.
Weiter geht’s zur Fähre, wir müssen über den Gambia River.
The Gambia: Ein Land, so weit die Kanonenkugeln fliegen.
England kam zu spät bei der Kolonisierung Westafrikas. Da waren die Franzosen schneller. Aber die Engländer wollten zumindest Einfluss am Gambia
River haben, aus wirtschaftlichen Gründen. Englische Handelsgesellschaften gründetenen Niederlassungen. Es geht um Rohstoffe und auch um Sklaverei. Die englischen Gebiete in Nordamerika brauchen
Nachschub an Menschen. Der Gambia River eignet sich aus englischer Sicht hervorragend zum Menschenraub. Der Fluss ist träge und seicht. Wellen gibt es nicht. So kommt man mit Schiffen tief ins
Landesinnere. Immer wieder versuchten deshalb die Engländer zum Fluss zu kommen.
Das passte den Franzosen natürlich nicht und deshalb machten die Engländer immer wieder Bekanntschaft mit französischen Kanonenkugeln. Das geht so
bis etwa 1763. Dann haben beide Seiten die Schnauze voll von der ewigen Kanonenballerei und es wird ein merkwürdiges Abkommen geschlossen. England bekommt links und rechts einen schmalen Streifen
Land entlang des Gambia Rivers von Frankreich zugesprochen. Der Streifen darf so breit sein, das die englischen Schiffe auf dem Gambia River außerhalb der Reichweite der französischen Kanonen
bleiben. Die englichen Geschütze schossen zur damaligen Zeit genausoweit wie die französischen Geschütze, deshalb durften die Engländer die "Landvermessung" selber durchführen. Die englischen
Schiffe fuhren damals nun genau in der Mitte des Flusses entlang und schoßen ihre Kanonenkugeln links und rechts ins Land. Genau an der Stelle wo die englischen Vollmasse Kanonenkugeln
niederfallen, ist dann die Grenze. Englische Kolonialbeamte hatten 16 Jahre damit zu tun, um die Kanonenkugeln wieder alle einzusammeln und die Grenze genau zu markieren. So wird es jedenfalls
erzählt. Heute noch...
1965 erlangte der kleinste Flächenstaat Afrikas bis dahin auch: „Blinddarm Madame Großbritanniens“ genannt, seine Unabhängigkeit von England. Die
Grenze blieb, wie sie durch die Kanonenkugeln festgelegt war...
Seit vielen Jahren werden Personen und Fahrzeuge mittels Fähren zum anderen Ufer gebracht. Man ist jetzt dabei, eine große Brücke zu bauen. Der Charme der Flussüberquerung mit den alten Fähren geht dann natürlich verloren, aber auch eben viele Stunden Wartezeit. Es gibt eigentlich 3 Fähren. Aber eine konnte nicht auslaufen wegen zu geringen Wasserstand, eine war kaputt und die letzte war auch nicht ganz in Ordnung. So war nur eine Fähre im Einsatz. Ein Umlauf dauerte über eine Stunde und es konnten immer nur maximal 8 KFZ ans andere Ufer gebracht werden.
Die „etwas kaputte“ Fähre hatte nur einen Motor als Antrieb zur Verfügung. Damit konnte die Fähre manövrieren, aber die Überquerung des Gambia River aus eigener Kraft hätte viel zu lange gedauert. Deshalb war ein Schlepper im Einsatz, der nach ablegen der Fähre seitwärts kam und sich einklinkte, die Fähre über den River schob und kurz vor dem erreichen des anderen Ufers sich wieder ausklinkte. Ein sensationelles Schauspiel!
Nach langem warten ging es dann auch für uns los. Jürgen konnte als erster mit dem Movano ans andere Ufer. Dann Andreas und ich mit dem Kia. Und dann auch Barbara und Sandra mit ihrem Opel Omega. Welche große Freude und Überraschung! Meine Frau Katrin stand am anderen Ufer und nahm mich in Empfang. Große Freude überall!
Aber eine Schrecksekunde oder besser Schreckviertelstunde mussten die „Nordhäuser Wüstenfüchse 2.0“ dann doch noch überstehen.
Zick - Zack – Zeck...mal wieder ist was weg!
Diesmal das Portemonnaie von Barbara. Mit allen Papieren und Geld. Sie meinte, sie hat es heute morgen im Hotel in St. Louis liegen lassen. Eine Katastrophe! Sandra war wieder die Ruhe in Person. Nein, das Portemonnaie ist schon da, meinte sie. Wir haben nichts vergessen in St. Louis sagte Sandra.. Barbara war nur schwer zu beruhigen. Verständlich. Aber Sandra hatte recht. Papiere und Geld und Portemonnaie - alles war da! Wir sagten mal dem Torsten von den Orgs Bescheid...wieder mal Fehlalarm bei den „Wüstenfüchsen“. Aber besser so, als das wirklich etwas weg ist.
Es war schon richtig dunkel als wir die letzten 180 Kilometer nach Banjul/Sukuta in Angriff nahmen. Mit Polizeieskorte und Blaulicht!!! In den Dörfern entlang der Strecke, jubelnde und tanzende Kinder. So begrüßen die Gambianer ihre europäischen Rallyefreunde.
Andreas fuhr die letzten Kilometer mit Andreas im Movano mit und so konnte Katrin bei mir im KIA Sorento mitfahren. Alle 3 Autos der „Nordhäuser Wüstenfüchse“ kamen wohlbehalten im Blue Kitchen Restaurant in Banjul/ Sukuta an.
Team „0611“ hat es geschafft. Spaghetti mit Bolognese wurde aufgefahren, dazu kühles Gambia Fassbier. Mensch, was willst du mehr. Wir haben es geschafft.
Cool – wir sind in Banjul!!!